Folgeschwangerschaft

Folgeschwangerschaft

Liebe Sternenmama,

vielleicht denkst auch du nach dem Verlust deines Kindes recht schnell an eine neue Schwangerschaft. Das geht vielen Frauen in deiner Situation so. Manche von ihnen schämen sich dafür und befürchten Vorwürfe, sie würden nicht richtig trauern oder das verstorbene Kind verdrängen. Hier möchten wir dich entlasten und dir versichern, dass die Trauer und der erneute Kinderwunsch neben- und durcheinander vorhanden sein können und dass das in Ordnung ist.

 

Wir sind für Sie da:

Astrid Gosch-Hagenkord
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Außerhalb unserer Bürozeiten:
Akutbegleiter*innen unseres Primi Passi-Teams
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„Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Hoffnung größer ist als die Trauer und die Angst.“

Der richtige Zeitpunkt

Doch wann ist dein Körper bereit für eine weitere Schwangerschaft? Von den Fachärzten gibt es dazu keine allgemeingültige Antwort. Bei frühen Fehlgeburten ist von „nach der nächsten Regelblutung“ bis „drei Monate“ die Rede. War der Verlust später in der Schwangerschaft hört man ab „drei Monate“ bis „zur vollständigen Rückbildung“, die so lange dauern würde, wie auch die Schwangerschaft gedauert hätte. Bei komplizierten Fällen, wie Notkaiserschnitt nach Frühgeburt, raten manche Ärzte auch ein ganzes Jahr zu warten. Für viele verwaiste Mütter, die möglichst schnell wieder schwanger werden möchten, kann eine aufgezwungene Wartezeit sehr belastend sein.

Hier ist es sicherlich hilfreich, sich mit deiner*m Gynäkolog*in und vielleicht auch mit einer Hebamme zu besprechen.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass nach einer Totgeburt die Kinderpläne nach rund sechs Monaten wieder aufgenommen werden können. Zwischen den Frauen, die nach einer Totgeburt lange oder nur sechs Monate warteten, gab es im Bezug auf die Risiken für die Folgeschwangerschaft keinen Unterschied.

Allerdings solltet ihr auch die tiefe seelische Wunde durch den Verlust eures Sternenkindes berücksichtigen. Manche Eltern warten das erste Trauerjahr ab, bis sie versuchen ein weiteres Kind zu bekommen. Das kann durchaus sinnvoll sein, müsst ihr euch doch in einer völlig veränderten Welt zurechtfinden. Einmal alle Jahreszeiten ohne das verstorbene Baby durchlebt zu haben, ist ein wichtiger Meilenstein im kräftezehrenden Trauerprozess. Außerdem kann dadurch ein möglicher Gewissenskonflikt zwischen der Trauer um das verstorbene und der Freude an dem entstehenden Kind entschärft werden.

Für eine schnelle Folgeschwangerschaft spricht, dass manche Eltern unter der Hoffnungslosigkeit und der überbordenden Sehnsucht so stark leiden, dass sie ohne ein Kind keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen. Sie brauchen einen Anker, eine Hoffnung darauf, dass es die Welt auch wieder gut mit ihnen meint. Andere wiederum finden, dass dem toten Kind eine angemessene Trauerzeit gebührt.

Wann der richtige Zeitpunkt für das kleine Geschwisterchen gekommen ist, ist eine ganz persönliche Entscheidung, die jedes Paar/jede Frau letztendlich nur für sich alleine treffen kann. Wichtig ist, dass ihr euch gefestigt genug fühlt, um eventuell auftretende Komplikationen oder gar einen weiteren Verlust aushalten zu können.

Unterstützung in der neuen Schwangerschaft

Schon bevor du dich für eine neue Schwangerschaft entscheidest, solltest du dich um eine gute körperliche und seelische Unterstützung kümmern. Eine stärkende Hebamme und eine verständnisvolle Frauenärztin oder -arzt, die über deine Vorgeschichte Bescheid weiß oder sie sogar miterlebt hat, kann dir große Sicherheit geben. Du solltest jederzeit zu einer Untersuchung kommen können, wenn große Ängste auftreten, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung sein könnte. Häufig ist das der Fall um den Zeitpunkt herum, in der das ältere Geschwisterkind gestorben ist.

Auch Therapeut*innen, Heilpraktiker*innen sowie erfahrene Geburts- und Trauerbegleiter*innen können dich unterstützen, das Vertrauen in deinen Körper und die Bindung zum werdenden Kind zu stärken. Wenn du oder ihr euch intensiv mit dem vorgeburtlichen Bindungsaufbau zu eurem werdenden Kind beschäftigen möchtet, gibt es verschiedene Methoden wie die Mutter-Kind-Bindungs-Analyse oder Haptonomie.

Auch eine NotfallTelefonnummer von einer verständnisvollen Person, die du jederzeit anrufen könntest, wenn du dir Sorgen machst, wirkt Ängsten schon im Vorfeld entgegen und gibt dir Sicherheit.

Über die körperliche Ebene kannst du dich auch psychisch entlasten, von leichter Bewegung und Entspannungstechniken wie Yoga oder Atemübungen (sehr effektiv gegen Panikattacken!) profitiert auch die Seele.

Hilfreiche Strategien

  • Atemübungen

  • Bodyscan (im Internet findest du zahlreiche Anleitungen dafür)

  • Sich selbst berühren: Abklopfen, Ausstreichen, die eigenen Füße halten bzw. massieren

  • Professionelle oder Partner-Massagen

  • Jegliche Art der Bewegung, auch Schwangeren-Yoga oder -Pilates

Hilfreiche Strategien

Umgekehrt reagiert der Körper positiv auf das, was der Seele gut tut. So kannst du dich zum Beispiel mit lieben Menschen und Schönem jeder Art umgeben oder dich freudig auf das kommende Baby vorbereiten.

Letztlich müssen oder dürfen wir lernen zu vertrauen und den Satz „Es geschieht alles so, wie es geschehen wird.“ zuzulassen.
„Ich tue, was angemessen und nötig ist, für alles darüber hinaus trage ich keine Verantwortung.“
Es kann sehr befreiend und entlastend sein, solche Gedanken nach und nach für sich anzunehmen. Denn auch in unserer wissenschaftlichen und kontrollierten Welt können wir nicht alles beherrschen, sondern dürfen „guter Hoffnung sein“.